Wir beraten Sie beim sicheren Umgang mit radioaktiven Stoffen

 

Sicher denken Sie jetzt, wie soll ich mit radioaktiven Stoffen in Kontakt kommen? Wo befinden sich radioaktive Substanzen in meiner gewohnten Umgebung ? Lassen Sie sich überraschen und gehen Sie mit uns auf eine Reise ins wenig bekannte Land der Radioaktivität!

 

Besuchen wir als erstes Ihr Badezimmer. Sind hier Wand- oder Bodenfliesen verlegt?

Keramikfliesen, aus Ton gesintert, enthalten je nach Herstellungsort mehr oder weniger radioaktives Material. In Tonschiefer kann Kalium 40, ein radioaktives Isotop des Kalium, eine Aktivität von bis zu 670 Bequerel/kg [Bq/kg], verursachen. Vielleicht wurde auch Uran zur Farbgestaltung eingesetzt. Die Badewanne, emailliert, stammt hoffentlich nicht aus Frankreich, wo in Emaillepulver vor gar nicht so langer Zeit noch bis zu 10% abgereicherten Urans verarbeitet wurde.

Gehen wir weiter in die Küche: Auch zur Herstellung von Farbglasuren wurde gerne Uran verwendet. Damit wurden Farben von leuchtendem Gelb bis hin zu Schwarztönen hergestellt.

Keramikfliesen mit Uranfarbglasur

Ein grünliches Fluoreszieren des Glases wurde durch den Zusatz von Uransalzen zur Glasschmelze erreicht. Lange Zeit galten Gegenstände aus sogenanntem Annaglas als schick.

Aber auch andere Artikel zum täglichen Gebrauch waren mit radioaktiven Substanzen behaftet:

Uranhaltige Glasuren und Gläser
In der Vergangenheit waren sogenannte Radium Trinkbecher in Mode. Sie sollten eine Radium Trinkkur zuhause ermöglichen. In solch einem Becher befindet sich ein Radiumpräparat in dem, aufgrund der Zerfallsreihe, radioaktives Radon entsteht. Dieses Radon geht in dem Wasser in Lösung und wird anschliessend getrunken. Dadurch soll das Imunsystem angeregt werden (Hormesis). Immer wieder findet man solche "Sammlerstücke" auf Flohmärkten und bei Internet Auktionen. Beim Umgang damit ist grösste Vorsicht geboten, da die Strahlung recht hoch und durch austretendes Radium die Umgebung kontaminiert werden kann. Von solchen, nicht ungefährlichen, Käufen kann nur abgeraten werden! Radium Trinkbecher (Emanator)

 

Uhr und Kompass mit Radiumleuchtfarbe

In der Vergangenheit wurden auch in Uhren und Instrumenten radiumhaltige Leuchtfarben verwendet. Zahlreiche Radiumsetzerinnen, die Ziffernblätter von Zeigerinstrumenten mit Radiumleuchtfarbe belegten, sind an Knochenkrebs verstorben. Deshalb wurde Radium zuerst durch Promethium-, später durch Tritium-Leuchtfarbe ersetzt.
Durch die von der radioaktiven Strahlung abgegebene Energie wird die Leuchtfarbe auf dem Ziffernblatt zum Leuchten angeregt. Weitere Info dazu

Instrumentierung eines russischen Jagdflugzeugs

In vielen Museen mit Luft- und Raumfahrtabteilungen sind auch Militärmaschinen ausgestellt. Um unter widrigen Sichtbedingungen die lebenswichtigen Instrumente und Bedienteile sicher erkennen zu können, wurden Zeiger, Ziffern und Schalter mit radioaktiver Leuchtfarbe, häufig Radiumleuchtfarbe, belegt.
Nach der Wiedervereinigung war erstmals der Erwerb russischer Luftfahrzeuge in grösserem Umfang möglich. Viele dieser Maschinen enthalten Instrumentierungen mit radiumhaltigen Leuchtfarben. Bei Lagerung unter freiem Himmel ist hier ein gewisses Gefahrenpotential für Mensch und Umwelt nicht auszuschliessen .

Aber nicht nur Leuchtfarben wurden im Flugzeugbau eingesetzt. Bestimmte Triebwerkteile müssen eine hohe Festigkeit und Porenfreiheit aufweisen. Deshalb hat man dem Hauptwerkstoff Magnesium Thorium zugesetzt. Von unversehrten Teilen geht dabei kaum eine Gefahr aus. Bei Oxydierung der Legierung werden aber Substanzen aus dem Materialverbund freigesetzt. Thorium und seine radioaktiven Zerfallsprodukte können dann die Umgebung kontaminieren .

Triebwerk mit radioaktiven Legierungen

 

Besonders die Entsorgung radioaktive Substanzen enthaltender Gegenstände bereitet Probleme. Dabei sind weniger die uranhaltigen Haushaltsgegenstände kritisch als vielmehr die radiumhaltigen Leuchtfarben. Radium, vom Körper einmal aufgenommen, wird anstelle von Kalzium im Knochen eingelagert. Aufgrund seiner energiereichen Alphastrahlung können Krankheiten wie Knochenkrebs bei entsprechender Exposition auftreten. Ein Mikrogramm (µg) Radium (= 0,000006 g) hat eine Aktivität von 37.000 Bq.

Immer wieder erreichen uns Anfragen von besorgten Besitzern solcher Fundstücke und Exponate. Wir sind Ihnen bei der weiteren Behandlung oder Entsorgung gerne behilflich. Die Entsorgung in den Hausmüll ist die schlechteste Lösung und zudem strafbar!